Ausstellungskritik

Forum Queeres Archiv München

/ / Christopher Street Day, 1998/ Bild: Horst Middelhoff

Ausstellungen über die Geschichte der LGBTQIA+-Community thematisieren häufig vor allem wichtige Meilensteine sowie Verfolgung und Unterdrückung. Das sind natürlich sehr wichtige Aspekte, doch das Forum Queeres Archiv München möchte mit seiner Ausstellung im Haus der Kunst einen etwas anderen, persönlicheren Einblick auf die Erlebnisse queerer Menschen in München werfen. 

MOMENTAUFNAHMEN AUS DEM LEBEN QUEERER PERSONEN

Seit 1999 sammelt und forscht das Forum Queeres Archiv München zur Geschichte der LGBTQIA+-Community in München. Mit seiner Ausstellung zeichnet es nun eine Geschichte, die Anfang des 19. Jahrhunderts beginnt und sich bis ins späte 20. Jahrhundert zieht. Von Karl Heinrich Ulrichs, dem ersten Mann, der sich aktiv für die Rechte von Schwulen einsetzte und einen eigenen Begriff für diese prägte („Urninge“) bis hin ins Jahr 1980, als der erste Christopher-Street-Day in München stattfand. Die Ausstellung zeigt die verschiedensten Einblicke in die Geschichte der queeren Szene in München und besteht aus Fotos und Videos. Diese zeigen zum Beispiel die queere Bar „Bei Cosy“, den Haushaltsplan aus einer lesbischen WG oder die Bilder einer transidenten Künstlerin. Hier bekommen die Besucher:innen oft einen sehr unmittelbaren, intimen Einblick in das Leben verschiedenster Personen. 

Fasching in Rosenheim, 1950er Jahre/ Bild: Forum Queeres Archiv München e.V. / Nachlass Kirsten Nilsson

KLEINE AUSSTELLUNG MIT GROSSEM MEHRWERT

Groß ist die Ausstellung nicht, sie beschränkt sich auf einen kleinen Raum mit Fotos an den Wänden und einigen Videos. Schaut man sich nur diese an, so bietet die Ausstellung nur einen begrenzten Mehrwert, da kein wirklicher Kontext geboten wird. Doch hier lohnt sich auf jeden Fall der Audioguide. Zu vielen der Inhalte werden nämlich erklärende Audios angeboten, in denen Mitarbeitende des Archivs, sowie Zeitzeug:innen Erklärungen zu den Ausstellungsstücken bieten. Eine wirkliche Struktur scheint es allerdings nicht zu geben. Stattdessen wird hier eine bunte Mischung aus interessanten Persönlichkeiten, Erinnerungen und wichtigen Zeitschriften gezeigt.

Das ist im ersten Moment etwas verwirrend, da jegliche Chronologie, die die Besucher:innen möglicherweise erwarten, fehlt. Sobald man sich aber daran gewöhnt hat, stört die fehlende Struktur nicht mehr. Vielmehr kann man hier in eine bunte Geschichte des queeren Münchens eintauchen. Besonders schön an dieser Ausstellung ist die persönliche Komponente. Hier geht es weniger um Zahlen, Fakten oder wichtige Meilensteine in der queeren Geschichte Münchens. Das Archiv ist eher bemüht Impressionen aus dem Privatleben von Menschen aus der LGBTQIA+-Community zu geben. Am Ende verlässt man die Ausstellung mit dem Gefühl das Leben und die Gedanken dieser Personen besser kennengelernt zu haben.

Die Ausstellung läuft vom 28.11.2021 bis zum 01.05.2022 im Haus der Kunst. Der Eintritt ist kostenlos.