Fahrrad

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Fahrrad kaufen: So gelingt’s

/ / Bild: Shutterstock / Sergio de Silva

Fahrrad fahren ist und bleibt eine attraktive Fortbewegungsweise in der Stadt. Juliane Dressler verrät Euch, worauf Ihr beim Kauf achten müsst, damit Ihr lange Spaß am neuen Fahrrad und dem Radeln habt.

Das Fahrrad ist für viele Studierende ein Must-have im Straßenverkehr. Mit dem Fahrrad könnte ich auch viele Anlaufstellen mindestens genauso gut erreichen wie mit den Öffis. Deshalb habe ich das alte Rad meiner Oma abgestaubt und kurzerhand aus der Heimat in die große Stadt geholt. Ehrlich gesagt macht das Fahrrad aber mehr Probleme als alles andere. Es quietscht, ständig hakt die Gangschaltung – so macht Fahrrad fahren einfach keinen Spaß! Also läuft es wahrscheinlich darauf hinaus, dass ich vielleicht doch ein neues Fahrrad kaufen muss. Deshalb habe ich bei AJ’s Radkasten nachgefragt, was es beim Fahrradkauf so zu beachten gibt.

Welches Fahrrad ist das Richtige für die Stadt?

Aylwin James Jacobs, kurz AJ, von AJ’s Radkasten meint, dass für die kurzen Strecken in der Stadt und einen universellen Gebrauch im Alltag sich vor allem das sogenannte Citybike, auch Tourenrad genannt, eignet. Citybikes sind im Vergleich zu anderen Fahrrädern (z.B. Mountainbikes und Rennräder) nämlich nicht nur deutlich günstiger, sondern bieten auch mehr Komfort. Das liegt vor allem an dem tieferen Ein- bzw. Durchstieg des Citybikes, den breiten Reifen und dem geringeren Abstand zwischen Lenker und Sattel. Dadurch sitzt ihr viel aufrechter und habt auch eine bessere Übersicht im Straßenverkehr. Darüber hinaus punktet es mit Schutzblechen und einem Gepäckträger. So wird die Kleidung nicht dreckig.

Woran erkenne ich, ob das Fahrrad die richtige Größe hat?

Beim Fahrradfahren sollten die Beine den Lenker nicht berühren. Der Lenker muss also weit genug vom Sattel entfernt sein oder individuell einstellbar. Bei einer aufrechten Sitzposition ist das Fahrrad besonders bequem! Wenn ihr schneller vorankommen möchtet, bietet sich eine geneigte Sitzhaltung an, weil sie einen geringeren Luftwiderstand aufweist.
AJ’s Tipp:Eine Allgemeinregel ist, dass man beim Treten in der untersten Pedal-Stellung das Bein auf keinen Fall ganz durchdrücken darf, eher leicht angewinkelt, damit man sich die Knie nicht kaputt macht.
Wenn es sich um ein Herrenrad mit Oberrohr handelt, dann sollte das Oberrohr niedrig genug sein, dass das Oberrohr nicht berührt wird, während das Fahrrad im Stehen zwischen den Beinen positioniert ist.

Diese Bestandteile des Fahrrads solltest Du unbedingt genauer unter die Lupe nehmen

Bild: Shutterstock/Mar1Art1 || Beschriftung: M94.5

Rahmen

Es gibt Stahl-, Aluminium– und Carbon-Rahmen. Für alle Varianten gilt: Einen qualitativ hochwertigen und stabilen Rahmen erkennt ihr an sauber verarbeiteten Schweißnähten.

Reifen

Laut AJ solltet ihr gerade bei Reifen auf die Qualität achten und nicht sparen. Dafür solltet ihr 20 bis 40 Euro in die Hand nehmen. Besonders gut sind pannensichere Reifen, die vor Glasscherben, Reißnägeln und Rollsplitt schützen. Um Euch zu schützen, bietet sich ein Reflektorstreifen für bessere Sichtbarkeit bei Nacht an. Auch auf das Reifenprofil solltet ihr achten. In der Stadt empfiehlt sich ein Regenprofil. Seid ihr viel an der Isar oder auch mal Offroad auf dem Schotter unterwegs, dann gibt’s dafür Reifen mit Stollenprofil.

Felgen

Hier liegt ein besonderes Augenmerk auf den Speichen. Meistens werden Nirosta Speichen aus hochwertigem Stahl verarbeitet. Manche Hersteller verwenden hier nur verzinkte Speichen, die an den Kontaktstellen zur Felge schnell rosten, sich nicht nachziehen lassen und häufig sogar reißen. Die sind zwar günstiger, aber auf lange Sicht rentiert sich die Ersparnis nur für den Hersteller und nicht für Euch!

Bremsen

Die üblichste Bremse bei Citybikes ist der Felgenbremsen-Typ V-Brake. Der zeichnet sich durch gute Bremsleistung und leichte Wartungsarbeiten aus. Allerdings greifen sie bei Witterungsverhältnissen wie Regen, Schnee und Eis manchmal etwas beschwerlicher. Wenn ihr also bei jedem Wetter unterwegs seid und zusätzlich auch noch schnell oder in den Bergen, dann lohnt es sich für besondere Bremskraft in hydraulische Scheibenbremsen zu investieren.

Beleuchtung

Standard sind auch heute noch oft Felgen-Dynamos. Mit einer Leistung von 6 Volt und 2,4 Watt spenden sie selbst mit Halogenlampen kaum Licht. Nabendynamos hingegen haben eine bessere Stromleistung, erzeugen weniger Reibung und ein deutlich gleichmäßigeres Licht. Weil sie in der Radnabe eingebaut sind, ist diese Variante auch witterungsbeständiger.

Fahrrad-Zubehör

Fahrradschlösser

Es gibt die verschiedensten Varianten – von Kabelschlössern, über Drahtschlösser und Kettenschlösser bis hin zu Bügelschlössern (von links nach rechts). Die ersten drei Varianten sind mit Zangenwerkzeugen und Bolzenschneider leicht zu öffnen. Deshalb empfiehlt AJ Variante vier, mit Nylongewebe überzogene Kettenschlösser, da sie robust und kompakt sind. Wenn es sich um ein ganz besonderes Fahrrad handelt, dann sollte man aber vielleicht ein sperriges Bügelschloss (Variante fünf) wählen, da es nur mit aufwendigen Maschinen aufgetrennt werden kann.

Bild: M94.5

Fahrradkorb oder Fahrradtasche

Wenn ihr einen Fahrradkorb oder eine Fahrradtasche an Euer Rad anbringen möchtet, um Einkäufe und Sachen für die Uni zu transportieren, dann solltet ihr schon beim Kauf des Fahrrads beachten, dass ihr einen Gepäckträger habt, der mindestens 25 Kilo Last aushält.

Sonstige Fragen, die Ihr Euch vielleicht schon einmal gestellt habt

Wie teuer ist ein gutes Fahrrad?

Ein Fahrrad ist nicht gerade die günstigste Anschaffung, aber Qualität hat ihren Preis.

AJ sagt dazu: “Für ein vernünftiges Alltagsrad sollte man im gebrauchten Bereich mindestens 200 bis 250 Euro ausgeben und bei der Neuanschaffung bereit sein, mindestens 400 Euro auszugeben.

Muss man eine Probefahrt mit dem Fahrrad machen?

Eine Probefahrt ist unabdingbar, damit ihr sicherstellen könnt, ob die Größe des Fahrrads auch zu Eurer Körpergröße passt und das Fahrgefühl Euren Vorstellungen entspricht.

Was gilt es bei dem Kauf von Gebrauchträdern besonderes zu beachten?

AJ von AJ’s Radkasten || Bild: M94.5

AJ’s Checkliste:

  • Laufen die Laufräder gerade?
  • Hat das Fahrrad qualitative Reifen?
  • Sind die Felgen zentriert?
  • Sind die Ketten intakt und nicht rostig?
  • Sind die Bremsbelege intakt und nicht abgenutzt?
  • Sind Kurbeln, Pedalen und Lenker stabil? In den Lagern darf kein Spiel sein, das würde auf Verschleiß
  • Ist das Fahrrad verkehrssicher?

Wann ist mein Fahrrad verkehrssicher?

Verkehrssicher ist ein Fahrrad, wenn es entsprechend der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) ausgerüstet ist. Dafür braucht es aktuell (Stand 29.06.2022):

  • Eine helltönende Klingel
  • Zwei voneinander unabhängige Bremsen
  • Fahrradbeleuchtung: Ein weißer Frontscheinwerfer und ein rotes Rücklicht, die das Prüfzeichen des Kraftfahrt-Bundesamts tragen. Sie dürfen batteriebetrieben sein und müssen tagsüber nicht zwangsläufig mitgeführt werden.
  • Reflektoren: Ein weißer Reflektor vorn und ein roter Großrückstrahler hinten, sowie wahlweise entweder gelbe Speichenreflektoren (jeweils zwei pro Rad) oder Reflektorstreifen an den Reifen
  • Zwei fest verschraubte Pedale, die mit je zwei nach vorn und hinten wirkenden, gelben Rückstrahlern ausgestattet sind

Was hat es eigentlich mit diesen Zoll-Einheiten auf sich?

Im Grunde unterscheidet man verschiedene Fahrradgrößen. Das Zollmaß bezieht sich dabei auf die Größe des Rahmens. Der Rahmen eines üblichen Citybikes hat 28 Zoll.

Zoll-Tipp von AJ:Fahrräder, dessen Reifen maximal 20 Zoll groß sind, lassen sich ohne weiteres Ticket kostenlos in der Bahn befördern. Das ist in der Regel bei Klapprädern der Fall.

Woran erkenne ich, ob mein Reifen ausreichend Luftdruck hat?

Normalerweise könnt ihr an Euren Reifen ablesen, wie viel bar Luftdruck er benötigt. Bei Citybikes sind das vier bis sechs Bar, Rennräder werden teilweise sogar bis zu zwölf Bar gefahren. AJ empfiehlt eine Standpumpe mit einem Druckmesser, auch Manometer genannt, da sie im Gegensatz zu Handpumpen nicht nur bequemer zu bedienen ist, sondern vor allem auch genau.

Was unterscheidet ein Damen- von einem Herrenrad?

Das klassische Damenrad hat einen tiefen Ein- bzw. Durchstieg. Dieser macht den Rahmen des Fahrrads weniger stabil. Das klassische Herrenrad hat durch das Oberrohr einen Rahmen in Dreiecksform, der besonders stabil ist.

Egal, ob neu, alt oder gebraucht: So pflegt Ihr Eurer Fahrrad richtig

  1. Fahrrad möglichst nicht Outdoor stehen lassen.
    • Wenn ein Fahrrad zu viel draußen steht, dann wird es immer wieder UV-Licht, Regen und Schnee, sowie Streusalz ausgesetzt. Dadurch ist der Verschleiß am Fahrrad wahrscheinlich viel immenser, als ihr Verschleiß beim Fahren selbst verursachen könnt.
    • Stellt Euer Fahrrad am besten in den Keller, oder zumindest an einem überdachten Ort ab.
  2. Die Kette sollte immer genügend Öl haben.
    • Die Kette sollte schön schwarz und nicht rostig sein.
    • Vorsicht: Zu viel Öl zieht Schmutz an, der an der Kette kleben bleibt.
  3. Brems- und Schaltzüge vertragen auch einen Tropfen Öl.
    • Die Züge sind aus Metall und sollten deshalb immer silberfarben und glänzend sein.
    • Wenn die Züge braun bis schwarz und rostig werden, dann ist das ein Zeichen dafür, dass die Bremsen und die Schaltung kaputt werden. Das kann teuer werden.
  4. Checkt regelmäßig, ob noch alle Schrauben angezogen sind.
  5. Die Reifen sollten einen guten Luftdruck aufweisen und nicht porös sein.

Ein Fazit zum Fahrradkauf

AJ sagt: “Ein gutes gebrauchtes Rad kann ruhig so viel kosten wie ein gleichwertig Neues. Häufig wird die Qualität doppelt so gut, wenn nicht um ein Vielfaches besser sein.”

So war es zum Beispiel bei meinem Fahrrad. Manchmal muss es weder ein neues Fahrrad, noch ein neues altes Fahrrad sein. Wenn ihr also noch ein eingestaubtes Fahrrad herumstehen habt, könnte vielleicht eine Inspektion bei einer vertrauenswürdigen Fachkraft genügen, denn manchmal kann es sich also auch lohnen, Omas altes Rad wieder rauszukramen.