Buchkritik

Ein Psychothriller auf dünnem Eis: „Die Einladung“ von Sebastian Fitzek

/ / Bild: Unsplash / Ian Keefe

Bereit für einen Höllentrip in die Berge? Eine Einladung zu einem Klassentreffen wird Marla Lindberg zum Verhängnis, als sie in einem abgelegenen Berghotel auf düstere Geheimnisse ihrer Vergangenheit stößt. Ein Psychothriller, der die Grenzen zwischen Realität und Albtraum verschwimmen lässt.

Geister der Vergangenheit inmitten der Berge

Von verstörenden Begegnungen in einer verlassenen Geburtsklinik bis hin zu einer bedrohlichen Jagd in den verschneiten Bergen – in Sebastian Fitzeks neuestem Psychothriller „Die Einladung“ dreht sich alles rund um die Protagonistin Marla Lindberg, deren Vergangenheit von Trauma und Isolation gezeichnet ist. Als sie eines Tages eine Einladung zu einem Klassentreffen in einer abgelegenen Berghütte erhält, sieht sie sich mit dem Schatten ihrer Erinnerungen konfrontiert. Was als scheinbar harmloses Treffen beginnt, entwickelt sich schnell zu einem albtraumhaften Strudel aus Mysterien und unerklärlichen Ereignissen.

Atemlose Jagd durch 84 Kapitel

Kurz und knapp – das sind Fitzeks 84 Kapitel definitiv! Der Autor schafft es gekonnt, die Leserinnen und Leser mit einem rasanten Tempo unaufhaltsam durch die Handlungen zu jagen. Stunden vergehen und das Buch liegt dennoch nicht auf dem Nachttisch. Fitzek ist einfach ein Meister der Wortkunst, der es immer wieder schafft, eine beklemmende Atmosphäre noch unangenehmer zu gestalten. Seine Beschreibungen der frostigen Umgebung, des heulenden Windes und des pfeifenden Hustens lösen – auch nach dem Lesen der letzten Seite – ein Gefühl der Einsamkeit und der lauernden Bedrohung aus:

„Sie stand auf. Legte das rechte Ohr auf den Vorsprung. Und hörte es wieder. Ein Geräusch, das sie sich definitiv nicht einbildete, so wie sie es sich damals in der Geburtsklinik nicht eingebildet hatte: das gedämpfte Husten. Nicht keuchend oder erstickt, sondern eher melodisch pfeifend. Wie die Trillerpfeife des Teufels.“

Zitat aus Sebastian Fitzeks neuestem Werk “Die Einladung”

Verlorene Fäden im Dickicht der Geschichte

Doch während die Spannung stetig steigt, offenbaren sich in „Die Einladung“ auch einige ungewollte Wendungen, die die Leserinnen und Leser an der Logik der Geschichte zweifeln und die Vorkommnisse extrem konstruiert wirken lassen. Die Vielzahl von Handlungssträngen, die teilweise wenig zur Gesamtgeschichte beitragen, hat eine gewisse Überladung der Ereignisse zur Folge. Selbst am Ende der Geschichte ist unklar, an welcher Stelle genau der rote Faden gerissen ist. Auch die Charakterentwicklung bleibt leider weitgehend schwach. Marla Lindberg und auch die Nebencharaktere wirken oft blass und eindimensional.

Ein zwiespältiges Vergnügen

Insgesamt erwartet Thriller-Begeisterte mit „Die Einladung“ eine faszinierende, wenn auch langatmige Lektüre. Wer bereit ist, sich auf Fitzeks düstere Psycho-Abenteuer einzulassen, muss mit Stolpersteinen auf dem Leseweg rechnen. Für Psychothriller-Fans wird „Die Einladung“ nicht das stärkste Werk von Fitzek sein – jedoch ist „Die Einladung“ sicherlich als Nachtlektüre geeignet, wenn man sich nach einem mitreißenden Buch mit verwirrendem Gruselfaktor sehnt. 

„Die Einladung“ von Sebastian Fitzek ist im Droemer Knaur Verlag erschienen und ist momentan für 25 Euro erhältlich.