M94.5 Kulturkritik

Die Physiker

/ / Jakob Immervoll, Luise Deborah Daberkow © Arno Declair

Abdullah Kenan Karaca inszeniert Friedrich Dürrenmatts Theaterklassiker “Die Physiker” im Münchner Volkstheater.

Bläuliche, ineinander verschachtelte Quadrate, zieren die Wände. Schiefe Ebenen und versteckte Türen schaffen einen verwirrenden, psychedelischen Eindruck. „Kein Wunder, dass man da verrückt wird.“ ist das Erste, was einem durch den Kopf schießt.  Ein optimaler Schauplatz für das Stück von Friedrich Dürrenmatt.

“Im Paradoxen erscheint die Wirklichkeit”

Es ist bereits der zweite Mord innerhalb weniger Monate. Die Physiker, die sich für Newton und Einstein halten, haben ihre beiden Krankenschwestern erdrosselt. Daraufhin übernimmt Kommissar Voß die Ermittlungen und ein Stück des Paradoxen beginnt. Als auch der dritte Insasse, Physiker Möbius, seine Schwester ermordet, da diese zu enthüllen droht, dass er nicht wirklich verrückt ist, dreht sich das Stück und niemand ist mehr das, was er vorgibt zu sein.

Wie in den alten Zeiten

Was der Blick auf das Bühnenbild verhoffen lässt, kann allerdings die Inszenierung von Abdullah Kenan Karaca nicht erfüllen. Statt einer modernen Interpretation des 1962 uraufgeführten Stückes, bekommen wir viel Originaltext und wenig Überraschendes. Kostüme und Maske wirken veraltet und können einen so nicht wirklich in ihren Bann ziehen. Während das Schattenspiel der Ermordung der Krankenschwester, einige Lacher erzielen kann, bleibt ein wirklicher Höhepunkt eher aus.

Der ganz normale Wahnsinn

Während die beiden weiblichen Figuren vor allem durch gute musikalische Einlagen glänzten, schienen die beiden Darsteller von Einstein und Newton eher unsicher auf der Bühne zu sein. Getragen wird das Stück eindeutig durch die Darstellung von Jakob Immervoll, der den Physiker Möbius spielt. Seine Verrücktheit bleibt nicht nur in seinen Worten stecken, sondern spiegelt sich in jedem zittern seiner Hände wider. Die Augen weit aufgerissen und unaufhörlich umherblickend, zeigt er ideal, dass er seine Rolle verstanden hat.

Im Allgemeinen eine solide Umsetzung, eines klassischen Stückes. Wenn es auch nicht das Erinnerungswürdigste ist, so sorgt doch für einen unterhaltsamen Abend.

Das Stück ist noch mindestens bis zum 17. Juli im Volkstheater zu sehen.