Nachhaltige Aufzucht

Die bayerische Garnele

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Die Aufzucht und der Fang von Garnelen belastet unsere Umwelt immens. Ein bayerisches Unternehmen möchte das ändern. Deshalb züchtet es die Garnelen auf neue Art und Weise.

Woher kommt die Supermarkt-Garnele auf meinem Teller?

Von rund 20.000 Garnelenarten sind etwa 4.000 essbar. Wegen der großen Nachfrage kommen Garnelen inzwischen vermehrt aus sogenannten Aquakulturen – werden also in Teichen aufgezogen. Asiatische Länder exportieren rund 75 Prozent der weltweit konsumierten Garnelen, am meisten davon Thailand. Laut einer Studie der European Market Observatory for Fisheries and Aquaculture werden 99 Prozent der in der EU konsumierten tropischen Garnelen importiert.

Garnelenzucht in asiatischen Aquakulturen

Mittler­weile gibt es auch Betriebe, die sowohl Tierwohl als auch faire Arbeitsbe­dingungen berücksichtigen. Trotzdem bleiben Transparenz und bindende rechtliche Rahmenbedingungen immer noch die Ausnahme. Bei asiatischen Aquakulturen handelt es sich meist um riesige Außenteichanlagen, in denen die Garnelen aufwachsen.

In solchen Massenzuchtfarmen leben die Garnelen auf engstem Raum. Sie kämpfen um das Futter, haben dennoch nicht genug zu fressen und werden schnell krank. Deshalb füttern die Züchter:innen ihre Schalentiere mit Fischmehl und geben ihnen Medikamente wie Antibiotika. Im Abwasser landen Futterreste, Fäkalien und Chemikalien. Das kann Umweltprobleme verursachen, verunreinigt die natürlichen Gewässer und überträgt Krankheiten auf wild lebende Tiere.

Aquakulturen brauchen außerdem viel Platz. Darunter leiden Mangrovenwälder. Diese werden einfach gerodet, was einheimische Arten und das Ökosystem in Gefahr bringt. Die Zuchtbecken sind nach fünf Jahren mit insgesamt 15 Ernten abgewirtschaftet und zerstören ganze Landstriche. Danach bleiben nur Wüsten und vergiftetes Land zurück. Auf die Garnelen wartet ein meist 30-tägiger Transport per Containerschiff.

Garnelen-Wildfang und Nachhaltigkeit

Auch der Wildfang hat negativen Einfluss auf die Umwelt. Vor allem in Südostasien und Südamerika bereitet das Fischen wildlebender Garnelen aus dem Meer immer wieder Probleme. Garnelen ernähren sich in der Natur überwiegend von Kieselalgen und Kleintieren vom Gewässerboden. Ihr natürlicher Lebensraum ist also der Meeresboden. Und genau den zerstören die Schleppnetze beim Wildfang. Außerdem gehen den Fischer:innen viele andere Meeresbewohner ins Netz, zum Beispiel Jungschildkröten und verschiedenste Fische.

Eine Studie zum Treibstoffverbrauch globaler Fischereiflotten zeigt, dass die Garnelenfischerei eine Menge Energie kostet. Laut der Studie existiert bei einigen Garnelenfängen eine Diskrepanz zwischen dem Treibstoffverbrauch und den Garnelen-Fangmengen. Die Krebstierfischerei ist demnach für über 20 Prozent der fischereilichen CO2-Emissionen verantwortlich, obwohl sie bloß sechs Prozent der weltweiten Fisch- und Meeresfrüchtefänge ausmacht.

Garnelenzucht auf dem Festland

Eine bayerische Firma will Umweltschutz Garnelenzucht zusammenbringen: das Tech-Unternehmen Crusta Nova Seafood. Ihnen ist es ein Anliegen, dass Garnelen nachhaltig gezüchtet werden. Mit einer landbasierten Aquakultur-Kreislaufanlage will das Seafood-Unternehmen unter anderem auch Salzwassergarnelen so artgerecht wie möglich halten.

Vor Ort gibt es acht Becken, die je 35 Meter lang sind. Das soll auch für die Bewegungsfreiheit der Garnelen sorgen. In diesen Zuchtbecken reifen die Meerestiere zu Bio-Garnelen heran. Es herrschen für die Garnelen konstant 30 Grad Wassertemperatur in heimischem Salzwasser. Eine nachhaltige Kreislaufanlage soll Verunreinigungen durch Kot und Schalen von der Häutung herauszufiltern. Dabei verwertet sie das Salzwasser nach eigenen Angaben ressourcenschonend wieder, indem sie es reinigt und mit Sauerstoff aufbereitet. Außer Wasser, Salz und Bio-Futter sollen keine weiteren Zusätze im Wasser sein. Das Team von Crusta Nova füttert die Tiere mit Bio-Pellets aus Erbsen, Weizen und Tintenfisch. So brauche es demnach keine Medikamente wie Antibiotika, keine Hormone und keine Genmanipulationen.

Nicht jede Garnele auf dem Teller muss also durch die halbe Welt reisen. Manchmal kann sie auch aus der direkten Nachbarschaft kommen.