Alben für die Quarantäne #13

Bigflo & Oli – La vraie vie

/ / Bild: Polydor

Quarantäne macht wenig Spaß, aber sie ist gerade sehr wichtig. Wenn ihr etwas Sinnvolles gegen die Langweile machen wollt, könnt ihr euch zum Beispiel Zeit für ein Gewerbe nehmen, das gerade seine Existenzgrundlage verliert: Die Kultur- und Musikindustrie. Die M94.5 Musikredaktion präsentiert Euch passend dazu ein paar persönliche Lieblingsalben, die ihr unbedingt mal nachgeholt haben solltet…

Wahres Leben bringen die zwei Brüder aus Toulouse mit ihrem zweitem Album La vraie vie in die französische Rapszene. Schon seit 2013 denken sich Florian und Olivio gemeinsam einreißende Texte aus, die butterweich auf ein paar leichte Rhythmen gerappt werden und das alles serviert auf behutsam produzierten Klängen. Mal dynamisch nach vorne preschend, mal ein Ohrwurm der dir nicht mehr aus dem Ohr gehen will. Aber auch ins Tiefe gehende, reflektierende Tracks ziehen sich hier und da durch das Album. Zum neidisch werden, wären die Zwei nicht auch noch so sympathisch in ihrer Art.

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Bigflo & Oli – “La vraie vie”

Weil Musik nunmal persönlich ist

Nachdem das Hip-Hop-Duo als das Jüngste in Frankreich bei Universal Music unterschrieb, wurden sie in einem Zug auch zu einem der Bekanntesten des Landes. Bereits ihr erstes Album La cour des grands brachte Bigflo&Oli einen überraschend großen Erfolg. Doch mit La vraie vie bauten sie diesen noch weiter aus. Wie sie es in manchen Interviews beschrieben, änderte sich für die Brüder so Einiges – schon vor der Veröffentlichung des zweiten Albums. Im Ersteren nämlich vermieden sie es ihr eigenes Leben in den Schreibprozess miteinfließen zu lassen, auf La vraie vie trauen sie sich über sich selber und über schwierige Zeiten in ihren Leben zu sprechen. Im Lied “Papa” wird es beispielsweise sehr persönlich, erst recht durch die eingebauten Aufnahmen ihres Vaters.

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Bigflo & Oli – “Dommage”

Storytelling gepaart mit Musik

Allgemein ist La vraie vie ein sehr emotionales Album, das verschiedene Thematiken aufgreift und größenteils genauso wie der Titel, von Personen beeinflusst wurde, denen Florian und Olivio einfach so über den Weg gelaufen sind. Was die Brüder schon von Anfang an bewiesen, ist ihr Talent fürs Storytelling, das sich besonders eindrucksvoll in ihrer Musik entfaltet. Im Mittelpunkt stehen die Geschichten der Personen über die sie rappen. In “Salope” erzählen sie die Geschichte einer Prostituierten, von ihren Gedanken und Gefühle im Laufe ihres Alltags. “Dommage” – “Schade” handelt wiederum von vier verschiedenen Charakteren, die im Begriff sind eine Chance zu verpassen beziehungsweise sie immer wieder verpassen. Das Duo sieht im Storytelling die beste Möglichkeit den Zuhörern bestimmte Emotionen nahezubringen. Während der Suche nach eben diesen Geschichten wurde ihnen immer wieder gesagt: “ça marche pour vous, c’est genial, mais pour nous c’est la vie normale, la vraie vie” – “für euch passt das so, das ist super, aber für uns ist das das normale Leben, das wahre Leben” und so bekamen sie auch ihren Albumtitel passend zu den vielen verschiedenen Themen.

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Bigflo & Oli – “Je suis”

“Je suis” – Nous sommes

Der Bonustrack des Albums gibt im Rückblick noch einmal ein Gefühl dafür, wie wichtig den Brüdern ihre Familie und ihre Herkunft sind. Die beiden Toulouser sprechen in “Je suis”-“Ich bin” für verschiedenste Teile der Gesellschaft und beschreiben somit das vielfältige, französische Miteinander. Durch ihren algerischen Vater, der Salsa-Musiker ist, wurden die beiden Brüder bereits früh in die Musik-Szene eingeführt und von beiden Elternteilen sehr unterstützt. Was man gar nicht vermutet, ist, dass die beiden Rapper an der toulouser Musikhochschule Trompete und Schlagzeug studiert haben, also eigentlich nicht unbedingt typische Instrumente für MCs. Was sie dort aber auf jeden Fall gelernt haben, ist mit immer wieder neuen Rhythmen und Beats zu überraschen.

Französischer Rap – wenn man kein Französisch kann und eigentlich auch gar keinen Rap hört – ist das doch genau das das richtige Rezept für die Quarantäne. Wann wenn nicht jetzt haben wir Zeit Dinge zu tun und Musik zu hören, denen wir sonst wahrscheinlich wirklich keine Zeit gewidmet hätten, denn mal ehrlich: So viel außer Netflix, Essen und so tun als wär man im Home Office produktiv, kann man eh nicht tun. Mir hat das Album auf jeden Fall noch mehr Motivation beschehrt Französisch zu lernen und zum ersten Mal wurde auch ich zum Rap-Liebhaber…