Kommentar

007 – noch zeitgemäß?

/ / Bild: M94.5

Passend zum Herbst, der ja so langsam einzieht, kam am 30. September 2021 nach wirklich sehr langem Warten der neue James Bond Film in die Kinos. 007 ist ja wirklich Kult und eigentlich ist es schon krass, dass die Filme nach so vielen Jahren immer noch so erfolgreich sind. Im Mittelpunkt steht seit eh und je ein muskulöser Dude im Anzug, der gegen „das Böse“ kämpft. Aber ist die Rolle von 007 eigentlich noch zeitgemäß und was könnte sich bei zukünftigen Bond Filmen verändern? Ein Kommentar von Simon Zeich.

Bond, James Bond.

So bekannt ist wohl kaum ein anderer Satz aus der Filmwelt und sofort entstehen Bilder vom Geheimagenten im schicken Anzug, Explosionen und schnellen Autos im Kopf. Seit 1962 der erste Bond Film auf die Leinwand kam, erschienen bisher 24 Filme. Jetzt ist der 25. 007 Streifen in den Kinos, er heißt „No Time To Die“ und ist die letzte Produktion mit Daniel Craig als Hauptdarsteller. Aber ist es nach all den ähnlich aufgezogenen Filmen vielleicht „time to die“ für die bisherigen Stereotypen und Geschlechterrollen in dem Format?

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Trailer von James Bond 007: Keine Zeit zu Sterben

Seit jeher ist die Rolle des James Bond mit einem weißen, durchtrainierten und heterosexuellen Typen besetzt, der die Welt vor Bösewichten rettet und nebenbei einen Flirt nach dem anderen ins Bett bekommt.

Die Geschlechterrolle ist nur einer der Punkte, die eine Reformation gebrauchen könnten. Männlichkeit wird in den Filmen platt gesagt durch rumballern, rumbrettern und rumvögeln konstruiert. Natürlich sagen die einen, das zeichne die Rolle von 007 aus, aber allerspätestens seit dem „Me Too“-Movement sollte klar sein, dass dieser Stereotyp eines heterosexuellen „haudrauf“ Mannes weder cool, noch zeitgemäß ist.

Queerness – Fehlanzeige

Der letzte Film vor „No Time To Die“ erschien 2015, seither wurde im öffentlichen Diskurs noch einmal viel mehr über Feminismus, Rassismus, Gleichstellung und Gender gesprochen, bzw. aufgeklärt. Ein Geheimagent kann auch einen guten Job machen, wenn er fallschirmspringend die Welt rettet und gleichzeitig für Werte wie Gleichberechtigung und Respekt zwischen den verschiedenen Geschlechtern einsteht. In „No Time To Die“ werden immerhin keine Frauen mehr ungefragt ins Bett gezerrt, trotzdem bleibt Daniel Craig eben dieser durchtrainierte, weiße, hetero – cis – Mann.

Apropos ins Bett gezerrt und hetero: Wenn die 007-Stories weiterhin von Szenen intensiver Leidenschaft geprägt sein sollen, warum gab es bisher eigentlich keinen schwulen Bond? Im Jahr 2021 sollte das keine Aufregung mehr bedeuten und wäre ein großer Schritt in Richtung Visibility von Homosexualität und dem Bruch von immer noch oft rekonstruierten stereotypen Eigenschaften eines schwulen Mannes. In den letzten Filmen wurden zwar bereits homosexuelle Charaktere angedeutet, also warum nicht endlich auch ein schwuler, oder zum Beispiel eine lesbische 007?

Erste Geheimagentin

Denn auch das steht noch aus, die erste weibliche Geheimagentin in der Hauptrolle. In „No Time To Die“ ist es zumindest „fast“ so weit: Lashana Lynch, die erste weibliche und auch erste schwarze 007, übernimmt im Film die Rolle der Agentin Nomi. Das ist eine wichtige Entwicklung innerhalb der Story, aber auch hier wurde der Schritt noch nicht endgültig gewagt. Nomi ist im Film nur so lange als 007 aktiv, bis James Bond dann doch plötzlich wieder auftaucht und seine Agentenrolle erneut einnimmt. Es wäre eine spannende und zeitgemäße Entwicklung, für die Rolle von 007 endlich mal eine weibliche Schauspielerin zu engagieren. Das könnte, abgesehen von einem wichtigen Statement, neuen Input und frischen Wind in die bisher immer sehr ähnlichen Storylines bringen.

Lashana Lynch, die erste weibliche und auch erste schwarze 007 Bild: shutterstock / DFree

Letztendlich wären all diese Veränderungen in der Besetzung und dem Drehbuch von James Bond ein wichtiger Schritt in einen modernen Kontext. Egal ob schwul, trans, oder weiblich besetzt – die Rolle von 007 bedarf endlich einer diverseren Rollenbesetzung. Eine Geschichte, die seit den 60er Jahren läuft und viele Kino-Fans begeistert, sollte sich endlich zeitgemäß weiterentwickeln. Gerade weil die Bond Filme immer auch aktuelle Weltgeschehnisse thematisieren. Die Integration von Diversity, Queerness und Feminismus ist zukünftig also unumgänglich – und würde den spannenden Bond-Abenteuern mit Sicherheit mehr Farbe verleihen.