Bild: Death and Birth in My Life | Mats Staub © Benno Seidel 1

SPIELART

Videoinstallation “Death and Birth in my life”

/ / Bild: Death and Birth in My Life | Mats Staub © Benno Seidel 1

Erika und Charlotte sind beide schon über die 80 hinaus. Sie leben im gleichen Wohnheim. Beide sind im Großformat auf Bildschirmen in der Lothringer 13 Galerie in München zu sehen.
Für “Death and Birth in my life” – einer Videoinstallation im Rahmen des Spielart- Festivals haben sich die beiden Rentnerinnen von Künstler Mats Staub (Basel/Berlin) filmen lassen.  Für seine Installation führt der Schweizer seit über zehn Jahren zahlreiche Gespräche.

Gespräche über Lebensanfang und -ende

Ca. 30 min lang unterhalten sich die beiden Ladys über ihre Familienkonstellationen, Verluste und tragische Todesfälle, besonders während der Zeit des Zweiten Weltkrieges. 
Dabei ist es interessant, den Gesichtsausdrücken zu folgen, das Spiel mit den Fingern oder das andächtige Vor- und Zurückwippen, während ihrer Erzählungen zu beobachten. 

Storytelling-Night

Insgesamt geben sechs Duos ihre Meinungen, Überlegungen und ganz persönlichen Erfahrungen zum Thema Tod und Geburt preis. Zusehen lässt es sich dabei gemütlich aus vier verschiedenen Perspektiven im sogenannten „Nest“, einem Raum unter dem Dach des Lothringer. Die Sitzecken sind jeweils mit gemütlichen Holzsesseln und Teppichen ausgestattet, die Atmosphäre kuschelig düster. Die Runde ist intim, die Gespräche noch viel persönlicher. Lebensgroße Bildschirmübertragungen der Gesprächsduos vermitteln ein Gefühl, als wäre man Teil der Konversation.

Death and Birth in My Life | Mats Staub © Tanja Dorendorf T + T Fotografie 2

Can you relate?

Es ist spannend, erstaunlich, erschreckend und teilweise unerträglich traurig aber auch schön, jedem einzelnen Schicksal dieser doch fremden Personen zu lauschen und zuzusehen. Ein bisschen komisch, teilweise…Sind es doch Menschen, Gesichter die die meisten Zuschauer noch nie zuvor gesehen haben, keinerlei Bezug zu ihnen haben. Und doch löst eine fremde Story unterschiedliche Emotionen aus.
Das aber ist dann wohl der Bezug, um den es hier geht.
Ein Rückbezug – womöglich automatisch – auf seiner selbst und die individuelle Gefühlslage zur porträtierten Person. Und das ist möglicherweise der Grund, warum das Werk trotz aller Ernsthaftigkeit und bedrückender Ehrlichkeit trotzdem „Spaß macht“. Beinahe jede*r Besucher*in wird etwas aus bis zu zwei Stunden Zusehen für sich mitnehmen. Sei es neu zu erwägende Gedanken, ein paar Tränen weniger, oder oder oder…

Wer selbst Teil des Projektes “Death and Birth in my life” werden möchte kann am Donnerstag, den 31.10 um 17:00 im Spielart-Festivalzentrum für einen Artisttalk vorbei kommen. Die Installation kann außerdem noch bis zum 09.11. im Lothringer 13 besucht werden.

Zusätzlich dazu zeigt Mats Staub im Rahmen des SPIELART in “Erinnerungen ans Erwachsenwerden” diverse Videoporträts, aufgenommen in insgesamt acht Ländern, verteilt über drei Kontinente.