Gewalt an Frauen in den Medien

Kein Beziehungsdrama

/ / Bild: M94.5/Rosalie Röhr

Ein Münchner tötet seine Freundin, weil sie den Kontakt zu ihm abbrechen will – und flieht. „Junge Frau bei Beziehungsstreit getötet“ titelt die SZ. Doch Begriffe wie „Eifersucht“, „Beziehungsdrama“ oder „Familienstreit“ erzeugen von vornherein ein bestimmtes Bild vom Täter – und von seinen Handlungen.

Denn eine zu reißerische Berichterstattung über Gewalttaten an Frauen mit Wörtern wie „Drama“ oder „Tragödie“ begünstigt laut dem Verein „Gender Equality Media“ eine Täter-Opfer Umkehr. Somit wird dem Opfer eine Mitschuld gegeben und suggeriert, dass es sich eher um einen Unfall, als um eine echte Straftat handelt.

Das soll sich aber bald ändern. Laut Froben Homburger, dem Chef der deutschen Presseagentur (dpa), werden von der Agentur künftig Begriffe, die sich um Tragödien und Beziehungsstreit ranken, nicht mehr verwendet. So soll vermieden werden, dass gezielte und teilweise auch tödliche Gewalt an Frauen verschleiert und verharmlost wird.



Gewalt an Frauen hat viele Gesichter

Das Gewaltverhältnis von Männern gegenüber Frauen steht auch nicht immer im Zusammenhang mit einer Beziehungskrise oder einem Familienstreit.

Vielmehr liegt es allgemein in unserer patriarchalen Gesellschaftsform begründet, dass manche Männer den Eindruck bekommen, sie könnten frei über Frauen verfügen. So sieht das Miriam Gutekunst vom Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der LMU München.

Gewalttaten und Morde an Frauen sind also nicht nur auf die Einzelfälle beschränkt, über die in den Medien berichtet wird. Es handelt sich um ein globales Phänomen, dass durch eine sensiblere Berichterstattung zwar nicht gelöst werden kann – aber es ist möglich, Aufmerksamkeit zu schaffen und die Dinge beim Namen zu nennen.

Der Täter aus München wurde später von der Polizei festgenommen und muss sich nun vor Gericht verantworten. Wegen Mord.