Kommentar

Hauptsache Alkohol?

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Im “Dry January” versuchen die Teilnehmer:innen den ganzen Januar keinen Alkohol zu konsumieren. Dafür müssen sie sich in Deutschland aber immer noch rechtfertigen. Das muss sich ändern. Ein Kommentar von Lisa Mattern. 

Auf die Frage “Was gehört für Sie zu Silvester dazu?” antworteten 56% der befragten Deutschen in einer Umfrage von 2022 mit “Um Mitternacht mit Sekt anstoßen”. Damit ist das Glas Sekt der wichtigste Silvesterbrauch deutschlandweit. Wer nicht mitmachen will, sieht sich oft scharfer Kritik ausgesetzt – nicht nur an Silvester. Noch immer muss man sich als junger Mensch dafür rechtfertigen, keinen Alkohol zu trinken.  

ZU VINO SAG ICH NIE NO? 

Offizielle Zahlen scheinen zu belegen, dass der Alkoholkonsum bei jungen Menschen in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gesunken sei. Dennoch spielt regelmäßiger Alkoholkonsum im Alltag vieler eine Rolle, wenngleich wir uns dessen auch nicht immer ganz bewusst sind.  

Natürlich hat es seinen Charme, den Sonnenuntergang vom Olympiaberg aus mit billigem Wein aus Pappbechern zu genießen und in der letzten Stunde vor der Weihnachtspause im Seminar zusammen Glühwein trinken. 

Alkohol zu trinken kann zweifelsfrei Spaß machen und Menschen zusammenbringen, egal ob Familie, Freunde oder Wildfremde. Es gibt keine freundlicheren Menschen als leicht angetrunkene Mädels, die sich auf Clubtoiletten gegenseitig die offensten, ehrlichsten und liebsten Komplimente machen, die ihnen je über die Lippen kommen.  

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WEIN AUF BIER, DAS RAT ICH DIR? 

Doch das sind keine Gründe, warum sich Menschen, die darauf verzichten, dafür rechtfertigen müssen. Alkohol erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Impotenz und Depressionen. Fatal ist Gruppenzwang für ehemalig Alkoholabhängige, die so noch leichter rückfällig werden können. Junge Menschen, oft noch anfälliger für Einfluss von außen, sind ebenfalls besonders gefährdet. Das kann dann auch mal mit einer Nacht im Krankenhaus enden, wenn Grenzen nicht klar definiert werden können. 

Es scheint völlig in Vergessenheit geraten zu sein, dass es sich bei Alkohol um ein starkes Zell- und Nervengift handelt. Auch für uns junge Menschen gilt: Vergiften wir uns für eine gewisse Zeit nicht länger, sei es auch nur für einen Monat, können wir bald einige positive Auswirkungen feststellen: Wir schlafen besser, unsere Leber erholt sich, wir können Gewicht verlieren, senken unser Risiko für Diabetes und Krebs und sind einfach rundum glücklicher, was paradox zu sein scheint, da wir ja häufig nur trinken, um glücklicher zu werden. 

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LIEBER KORN IM BLUT ALS STROH IM KOPF? 

Was wir mit unserem Körper machen, ist letztendlich uns selbst überlassen. Aber wir sollten auch akzeptieren, wenn unsere Mitmenschen eine andere Richtung einschlagen – selbst, wenn wir kein Interesse und auch kein Verständnis für diese Lebensweise haben. Denn Unverständnis und Kritik, vor allem durch unsere Freund:innen, verunsichern – und machen das Leben nur unnötig schwerer.