Hilfe für Ukrainer:innen

“Fußball hilft Kindern”

/ / Bild: M94.5

Drei Monate ist die Invasion Russlands in der Ukraine her und seitdem sind viele Menschen aus ihrer Heimat geflohen. Auch nach München. Um geflohenen Kindern ein Stück Normalität und Freude zurückzugeben, wurde das Projekt “Fußball hilft Kindern” gestartet.

Manchmal fehlen einem die Worte, um zu beschreiben, was man meint. Manchmal reichen Mimik, Augenringe und Blicke, um Unsägliches stumm auszudrücken. Und manchmal braucht es auch keine Worte oder Sprache, um Zeit zu verbringen.

So ähnlich fühlt es sich an, in der Turnhalle der Görzer Straße in München zu stehen. Eng an eng stehen dort Liegen aneinandergereiht. Sie dienen derzeit bis zu 160 geflüchteten Menschen aus der Ukraine als Bett in dieser Notunterkunft. Zwischen den Reihen laufen kleine Kinder durch die Gegend und rollen Bälle vor sich her. Ein Kind trägt ein grünes T-Shirt, in weißen Buchstaben steht „Fußball hilft Kindern“ darauf geschrieben. Es ist der Name der Hilfsaktion, die die Talents & Pros Solution GmbH in Kooperation mit der Fußballschule Grünwald ins Leben gerufen hat. Und bei genauerem Hinsehen erkennt man auch zwei weiße Autogramme, die auf das Shirt gekritzelt sind: Sie gehören zu Thomas Linke, Sportfunktionär und ehemaliger Profifußballer und Tom Starke, ehemaliger Fußballtorwart und inzwischen Trainer der U19 beim FC Bayern. Die beiden sind nicht die einzigen Fußballprofis bei Fußball hilft Kindern.

Auf den grünen T-Shirts des Projekts sind die Autogramme von Tom Starke und Thomas Linke abgedruckt. Neben einem Trainer der Fußballschule Grünwald (2.v.l.) ist auch der ukrainische Torwart Vitaliy Reva (2.v.r.) beim Projekt dabei. Bild: M94.5

Kinder sollen aus ihrer momentanen Welt gerissen werden

Ein weiterer, hochgewachsener Mann läuft im schwarzen Trainingsanzug geschäftig durch die Turnhalle. Er dolmetscht Englisch – Ukrainisch und versucht zu helfen, wo er kann. Als das für den Moment geschafft ist, läuft er gemeinsam mit vier Kindern und sogar einer ukrainischen Mutter hinaus auf den Fußballrasen. In seiner ukrainischen Heimat war der Rasen sein Arbeitsplatz. Vitaliy Reva ist Torwart in der zweiten Liga eines Fußballvereins in Kiew und außerdem Torwarttrainer der U21-Nationalmannschaft. Als die Invasion begonnen hat, war er mit seiner Mannschaft gerade im Trainingslager in der Türkei. Mit seiner Frau, deren Mutter und ihrer 14-jährigen Tochter hat er die Ukraine verlassen und ist schließlich in München gelandet, wo er nun bei Bekannten seiner Freunde lebt. Jetzt steht er auf dem Kunstrasen, trägt statt der Nummer 12 auf dem Trikot seinen schwarzen Trainingsanzug mit dem Schriftzug „Fußballschule Grünwald“. Gemeinsam mit einem Trainer der Fußballschule gibt er den Kindern, die sich Fußbälle zuschießen, Tipps. Auf dem Fußballfeld brauchen sie keine Sprache, um sich zu verstehen. Und wenn doch, dann springt Reva als Dolmetscher ein. Nicht alle Kinder haben Sportklamotten; auch die Füße stecken in normalen Straßenschuhen. „Wir wollen den Kindern die Möglichkeit bieten, für ein bis zwei Stunden Fußballtraining zu machen, damit sie einfach mal aus ihrer momentanen Welt herausgerissen werden können und einfach Spaß haben“, erklärt Patrick Seeger von der Sportagentur Talents and Pros, die die Aktion mit ins Leben gerufen haben. Ursprünglich sei es geplant gewesen, die Kinder aus verschiedenen Unterkünften zusammenzubringen.

Unter Anleitung von Vitaliy Reva (Mitte, hinten) schießen sich die Kinder Fußbälle zu. Bild: M94.5

Projekt könnte ausgeweitet werden

Die Görzer Straße ist die erste Unterkunft, in der die Aktion „Fußball hilft Kindern“ angelaufen ist. Bis sich unter den geflüchteten Menschen herumspricht, was sie draußen auf dem Rasen erwartet, dauert es etwas. Patrick Seeger, von der Sportagentur Talents and Pros, erzählt, dass das Projekt Zuspruch vonseiten der Stadt München bekommt und in Zukunft auch auf weitere Unterkünfte ausgebreitet werden könne. Nach zwei Monaten Projektlaufzeit ist das noch nicht der Fall – und das Training findet nur noch an zwei Tagen pro Woche statt. “An manchen Tagen waren bis zu 25 Kindern beim Training. Es werden aber auch andere Aktionen von den Johannitern und der Stadt angeboten und so kommt es zu keinen Überschneidungen”, erklärt Patrick Seeger. Unterstützung für das Projekt von außen wird nach wie vor gerne angenommen. Geldspenden, um den Trainer:innen eine Aufwandsentschädigung zu zahlen, Sportklamotten für die Kinder oder auch Verpflegung sind erwünscht.

Weitere Informationen zum Hilfsprojekt “Fußball hilft Kindern” sowie eine Kontaktadresse für Spenden sind auf der Homepage fussball-hilft-kindern.de zu finden.