Alben für die Quarantäne #11

Erykah Badu – Mama´s Gun

/ / Bild: Motown Record Company L.P.

Quarantäne macht wenig Spaß, aber sie ist gerade sehr wichtig. Wenn ihr etwas Sinnvolles gegen die Langweile machen wollt, könnt ihr euch zum Beispiel Zeit für ein Gewerbe nehmen, das gerade seine Existenzgrundlage verliert: Die Kultur- und Musikindustrie. Die M94.5 Musikredaktion präsentiert Euch passend dazu ein paar persönliche Lieblingsalben, die ihr unbedingt mal nachgeholt haben solltet…

Das erste mal, dass ich während der Ausgangssperre Mama’s Gun gehört habe, war nachdem mich eine Mandelentzündung fünf Tage dazu gezwungen hat mein Bett zu hüten und ich am sechsten Tag das erste Mal das Haus verlassen konnte, um spazieren zu gehen. Und ein Spaziergang alleine macht nun mal mal mehr Spaß mit Musik auf den Ohren. Also Kopfhörer auf, Mama´s Gun anmachen, die Sonne ins Gesicht scheinen lassen und durch die Straßen “grooven“.

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Erykah Badu – “Didn´t Cha Know”

Back to the Roots

Erykah Badu legte ein ziemlich bahnbrechendes Debüt hin. Ihr erstes Album Baduizm, stellt der Welt nicht nur ihr Talent, ihren unverkennbaren groovigen, luftigen und spirituellen Stil vor, sondern macht sie außerdem zu einer Galionsfigur des, zu der Zeit, immer mehr marginalisierten Soul. Badu, D´Angelo und Bilal versuchen als Mitglieder des Kollektiv Soulquarians den ursprünglichen Soul wiederzubeleben und treffen damit genau den Zeitgeist der 2000er. Sie schaffen Soul der nicht kitschig ist und sich stark an den Wurzeln dieser Musikrichtung orientiert.

Mit Mama´s Gun schließt Erykah Badu an den Erfolg von Baduizm an. Ihr zweites Studio Album erblickt am 21. November 2000 das Licht der Welt. Zugerechnet wird es dem Neo-Soul, es besitzt aber auch jazzige und funky Elemente. Anders als bei Baduizm sind die Texte jedoch viel direkter und beschäftigen sich mit Themen wie Unsicherheit, Beziehungen und sozialen Problemen – damit was es heißt müde vom Warten und vom Leben im Großstadtjungle zu sein, sowie mit der immerfortwährenden Bedrohung durch Polizeigewalt.

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Erykah Badu – Bag Lady

Soulquarians – kollektiv kreativ

Bei der Produktion von Mama´s Gun stehen Erykah Badu die Mitglieder des Soulquarians-Kollektiv zur Seite. Die Gruppe formt sich Anfang der 90er und existiert bis in die späten 2000er. Die Mitglieder haben sich dem Neo Soul und dem alternativen Hip Hop verschrieben. Kreative Köpfe wie Mos Def, Talib Kweli und vor allem Questlove, der als die musikalische Maschine hinter Mama´s Gun gilt, helfen bei der Produktion mit. Auch D´Angelos “Voodoo” und Commons “Like Water for Chocolate” stammen aus der Zusammenarbeit der Gruppe. Das Songwriting übernimmt Badu als talentierte Songwriterin selbst.

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Erykah Badu – “Penitentiary Philosophy”

Soul mit Rafinesse

Musikalisch bietet Mama´s Gun feinsten Soul, der immer wieder kleine Feinheiten bringt. Beispielsweise klingt der Beat von “Time´s A Wastin” teilweise nach asiatischen Einflüssen und “Penitentiary Philosophy” verbindet Rock mit Hip Hop und Soul. Gepaart mit Badus kraftvoller Stimme ergibt sich pure Soul Energie. Obwohl die einzelenen Tracks weit über drei Minuten und eher fünf, sieben oder sogar zehn Minuten dauern, scheint es nie als wäre hier etwas unnötig in die Länge gezogen worden. Die Songs entwickeln sich und nehmen sich dafür ihre Zeit. Die Lyrics beweisen Badus lyrisches Talent und sind es definitv wert auf sie zu achten. Sie zeichnen das Bild einer jungen, intelligenten schwarzen Frau, die auch die Unsicherheiten kennt, die uns alle zuweilen plagen. Auch außerhalb der Texte schöpft Badu aus der Vergangenheit des Souls und blickt musikalisch in die Zukunft.

Uh, breathe baby

Bleibt nur noch, der stickigen Luft daheim mit einem Spaziergang zu entfliehen und sich von Mama´s Gun durch die Nachbarschaft tragen zu lassen.

“Sweet love and sunshine
If it’s all in the air
Then it’s all on your mind
Uh, breathe baby
Come back to the world
Dig up all your pearls
Teach the boys and girls, hey we’re livin’ in a world that’s oh so…”